Klatschmohn wippt im Wind zwischen Ähren, der Himmel strahlt in schönstem Blau, weiße Sommerwolken ziehen gemütlich vor meinen Augen vorbei. Ich befinde mich auf dem Stromberg, irgendwo zwischen Luxemburg und Frankreich. Die Mosel liegt mir zu Füßen und fließt geschmeidig im Dreiländereck in Richtung Deutschland. Grenzen? Hier nur durch die Natur und Topographie fühlbar und gerade deshalb ist dieser beliebte Rundwanderweg für alle interessant, die gerne ein grenzenloses Europa erleben möchten. Wandern in Luxemburg – hier meine Eindrücke. Los geht’s an der Mosel in Schengen!
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Wandern in Luxemburg – die Traumschleife ab/nach Schengen
Ich reise aus dem Saarland mit dem Auto nach Schengen an. Finde einen freien Parkplatz, ziehe ein Ticket, zurre meinen Wanderrucksack zurecht. Werfe einen Blick zur Mosel. Am Flussufer steht ein Stück Berliner Mauer. Auf dem Fluss legt ein Ausflugssschiff aus Remich an. Ein Stück weiter im Flussbett liegt die von Menschenhand gezeichnete Grenze des Dreiländerecks. Ob’s die Mosel interessiert?
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Drei Stahlstelen ragen vor mir empor. Die goldenen Sterne erinnern an die Unterzeichnung des Schengener Abkommens am 14. Juni 1985. Frankreich, Deutschland und die Benelux-Staaten (Belgien, Niederlande, Luxemburg) einigen sich an diesem Tag auf Grenzkontrollen an den Binnengrenzen dieser Staaten zu verzichten. Heute sind es 27 Staaten, also alle EU-Staaten (außer Irland, Großbritannien, Zypern, Bulgarien, Rumänien) und zusätzlich Island, Norwegen, Schweiz und Liechtenstein, die sich dem Schengener Abkommen angeschlossen haben. Ein kleiner Winzerort gilt bis heute als Synonym für ein grenzenloses Europa – wëllkomm zu Schengen.
Wenn Du mehr über das Schengener Abkommen erfahren möchtest, dann empfehle ich Dir einen Besuch im Europäischen Informationszentrum „Centre Européen“ (gratis, täglich geöffnet). In Zeiten, in denen gefühlt ganz Europa nach Rechts rückt, tut so ein bisschen Geschichtsstunde sicherlich ganz gut. Das Schengener Abkommen bestimmt zwar hauptsächlich die Abschaffung der innereuropäischen Grenzkontrollen im Personen- und Warenverkehr. Doch schwingt für mich sehr viel mehr mit: Reisefreiheit und das Abschaffen von Grenzen zu Gunsten einer größeren und gemeinschaftlichen Idee. Die Wahrung einer nationaler Identität, sofern man sich damit wohl fühlt, und ihrer Traditionen stehen dabei für mich weder im Widerspruch noch im Kontrast.
Aber genug der Philosophie. Bin ja schließlich zum Wandern hier. Und so begebe ich mich auf den 8,5 km langen Weg, der als „Traumschleife Schengen grenzenlos/sans frontières“ markiert ist und mich auch auf späteren Abschnitten sicher lotst.
Im Naturschutzgebiet „Strombierg“
Auf Asphalt geht es zunächst steil bergauf, vorbei an Weinbergen in bester Lage. Die Tröpfchen dieser Region zählen zu den besten Weinen der Welt. Bei dieser harten Arbeit, sei ihnen der Ruhm mehr als gegönnt. An einem Kirschbaum hängt eine Schaukel. Die Sonne prallt auf meinen Kopf. Abtauchen in den wunderschön kühlen Mischwald des Naturschutzgebiets.
Die Jahre an der Elbe machen sich bemerkbar. Auch wenn ich für meine Bücher viel draußen bin, mein Atem ist kurz als ich die Parkbank unter luxemburgischer Flagge erreiche. Was für ein Ausblick! Flussband, sanft geschwungene Bergrücken, grüne Felder, Sommerwolken, Windräder. Ich blicke auf meine alte Heimat, das Saarland, und auf eine Staustufe und auf eine Brücke, die Deutschland und Luxemburg miteinander verbindet.
Weiter geht es gen Westen hinüber auf die andere Seite des Bergs. Raus aus dem dichten Wald, hinein in eine weite Ackerlandschaft mit Roggen. Rote und weiße Farbtupfer durchziehen das goldene Meer aus Getreide. Der Himmel ist weit und der Boden wippt sanft unter meinen Wanderschuhen.
Ich befinde mich schon länger in Frankreich, ohne es bemerkt zu haben. Ist ja nicht so, dass die Vögel plötzlich auf Französisch trällern. Oder doch? Aus „Piep-Piep“ ist ein „Bip-Bip“ geworden. Unten am Flussufer liegt die 500-Seelen Gemeinde Contz-les-Bains im Département Moselle. Mit jedem Stück weiter gen Süden, scheint sich die Mosel freier im Flussbett zu schlängeln und ihrem natürlichen Lauf zu folgen. Dort unten führt auch der Moselradweg entlang, den ich gerne um weitere Etappen ergänzen möchte. Die Teilabschnitte von Nittel bis Trier, Trier bis Bernkastel-Kues und Cochem bis Koblenz habe ich schon abgefahren. Zeit, die Route um ein paar Schleifen gen Metz, Nancy und Vogesen zu erweitern.
Buchtipp:
52 kleine & große Eskapaden zwischen Mosel, Saar und Hunsrück*
Festung Sierck-les-Bains im Blick
Grand final. Ich befinde mich auf dem höchsten Punkt des Hochplateaus und schaue auf die Festung Sierck-les-Bains am gegenüberliegenden Berghang. Mächtig thront sie über dem winzigen Dorf und scheint über das Moseltal zu wachen. Festmahle, Ritterspiele, illustre Abende. Wer weiß schon, was zwischen den dicken Mauern zur Zeit der Herzöge von Lothringen von statten ging?
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Zeit den Rückweg anzutreten. Ich dachte mit den bisherigen Ausblicken war es das an Highlights. Doch mich versetzt der Anblick des Steinbruchs noch einmal in Staunen. Wann hat man schon mal die Gelegenheit ins Innere unseres Planeten zu blicken?
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Einmal rum um die Bergkuppe und an der Ostseite hinab nach Schengen. Die Äpfel und die Pflaumen in den Streuobstwiesen sind noch grün. Die Lianen der Weinreben suchen sich Anker zum Festklammern. Bis ihre Früchte eingekorkt werden, dauert es noch. Sind ja gerade erst Sommerferien – Zeit für Muße und Zeit zum Nichtstun.
Wandern in Luxemburg – Infos zum Rundwanderweg
Start/Ziel: Europäisches Museum Schengen
Strecke: 8,5 km
Dauer: 3:30 h
Auf-/Abstieg: 313 Höhenmeter
Schwierigkeit: Mittel – gute Grundkondition erforderlich, um die steilen Anstiege zu meistern
Anreise: Mit der Bahn bis Perl (zum Beispiel aus Trier) und dann zu Fuß über die Brücke nach Schengen. Aus Luxemburg-Stadt verkehrt die Buslinie 402 in 30 Minuten nach Schengen. Mit dem Auto – wenn Du nur umständlich und unverhältnismäßig viel Zeit aufwenden musst, um mit dem öffentlichen Nahverkehr anreisen zu können.
Schon gewusst?
Luxemburg ist das erste Land der Welt, das landesweit für alle kostenfreien Transport in den öffentlichen Verkehrsmitteln anbietet. Du kannst also einfach in Bus und Bahn hüpfen und Luxemburg individuell erkunden. Hier findest Du alle Infos zu Mobilität und Fahrpläne in Luxemburg.
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