Schweißperlen auf der Stirn, wackeliger Gang auf hellem Kalksteingeröll, jeder Schritt eine Rutschpartie. Dazu schwerer Atem, doch die Aussicht entschädigt für die Strapazen. Der Blick schweift hinab in die mit blau-türkisfarbenem Meerwasser gefüllten Schluchten. Boote, Paddler, Badende. Auf ins kühle Nass! Der Nationalpark Calanques, der sich von Marseille bis Cassis in Südfrankreich erstreckt, wird von drei Farben dominiert. Himmel und Wasser strahlen blau. Beige schimmert das Gebirge. Das Grün der Kiefern krallt sich ans rutschige Terrain. Ihre Baumkronen werden vom Wind geformt. In diesem Reisebericht verrate ich Dir, wie ich Les Calanques erkundete. Zu Fuß auf dem Landweg und komfortabel auf einem Katamaran ab Marseille.
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Anreise von Marseille zum Nationalpark Calanques
Den Ausflug mit dem Katamaran ab Marseille stelle ich Dir weiter unten vor. Zunächst geht’s nach Cassis.
Um den Nationalpark Calanques zu Fuß zu erkunden, fahre ich mit dem Zug vom Bahnhof Marseille-Blancarde nach Cassis. Das sind nur 15 Minuten. Günstig buche ich mein Ticket einen Tag zuvor mit der Oui.sncf-App.
Der Bahnhof des Küstenorts Cassis liegt im Landesinneren, nicht direkt am Meer. Zum Hafen kommst Du bequem mit dem Bus, der vor dem Bahnhofsgebäude steht. Mit meiner Marseille Metrokarte (72 Stunden) kann ich diesen Bus kostenfrei nutzen. Die Fahrt im Minibus führt an Weinreben vor. Cassis ist bekannt für seinen Weißwein. Proviant und ausreichend Wasser findest Du im Ortszentrum. Wenn Du am Port de Cassis stehst, halte dich rechts und folge den Gassen zum Plage du Bestouan. Vorbei an Straßencafés, pastellfarbenen Häuschen und historischen Booten mit bunten Fahnen.
Beschilderungen mit der Aufschrift Les Calanques und einem Wanderzeichen führen zum Nationalpark. Wenn Du ganz sicher sein möchtest, diese Routenbeschreibung von outdooractive hilft.
Hinweis:
Meine Reisezeit lag Ende Juni, kurz vor den großen Sommerferien und der Hitzewelle. Waldbrände sind in Südfrankreich üblich – leider. Deshalb wird der Nationalpark von Juli bis Anfang September für Touristen gesperrt, bis auf den Wanderweg entlang der Küste.
Infos zum Nationalpark Calanques
- Liegt im Départements Bouches-du-Rhône (Region Provence-Alpes-Côte d’Azur) zwischen Marseille und Cassis und ist etwa 20 Kilometer lang.
- Besuchermagnet in Südfrankreich.
- Das Massif des Calanques ist ein Kalkgebirge und zeichnet sich durch steile Felsklippen ab, die ins türkisblaue Mittelmeer „fallen“.
- Wurde 2012 als jüngster der zehn Nationalparks Frankreichs ausgezeichnet.
- Der Nationalpark umfasst 87.600 Hektar Land und 141.300 Hektar Meer.
- Zu den tierischen Bewohnern in Calanques zählen: Perleidechse, Bulldoggfledermaus, Habichtadlers. Im Meer tummeln sich Delfine, Schildkröten, Fische und Korallen.
A pie – Zu Fuß von Bucht zu Bucht
Erst mal raus aus dem Städtchen. Stetig geh’s auf und ab. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was mich in den nächsten Stunden erwartet.
Calanque de Port-Miou liegt am Eingang des Parks. Hier könntest du auch noch mit dem Auto hinfahren. Aber ich bin ja zum Wandern hier und freue mich in der Pandemie-Zeit auf jegliche Bewegung.
Beiger Kalkstein, spektakuläre Aussichten auf das tiefblaue Mittelmeer, schattige Plätze unter Kiefern. Eine laue Brise trocknet meine Schweißperlen. Meine Knie gewöhnen sich zunehmend an das alpine Terrain. Auf zur nächsten Bucht.
Die Bucht von Calanque de Port Pin ist verlockend.
Ein kurzer Abstecher ins kühle Nass? Nein, lieber weiter.
Calanque d’En Vau wartet auf mich. Zum Glück weiß ich nicht, wie anstrengend die Strecke noch wird.
Meine Kamera bleibt zunehmend im Rucksack. Kräfte sparen. Für ein paar Schnappschüsse mit dem Handy reicht es aber. Die Postkartenkulisse brennt sich in mein Gedächtnis.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich endlich die Badebucht meiner Träume.
Umziehen im Busch.
Wackeligen Schrittes auf eckigen Kieselsteinen dem Meer entgegen.
Eine wohltuende Erfrischung. Das Meer kühlt meinen staubigen und aufgewärmten Körper im Nu ab. Mein Blick reicht bis auf den Meeresgrund.
Seeigel. Fische. Kajakpaddler. Badenixen, Schnorchler und Klippenspringer umgeben mich.
Auftanken.
Für einen kurzen Moment diese verdammt ungewöhnlichen Zeit vergessen.
Hinter mir lassen, was nicht mehr zu mir gehört. Träumen von schönen Momenten, die noch auf mich warten.
Der Aufbruch fällt schwer. Anstrengend ist die Kletterpartie zurück aufs Hochplateau.
Mein Körper schafft es.
Und ich bin dankbar, dass er all die Abenteuer mit mir wagt und mich nicht im Stich lässt.
Die Blaue Küste – mit dem Katamaran
Nach dem Tagesausflug zu Fuß, freue ich mich auf einen entspannenden Ausflug mit einem Katamaran.
Los geht’s am Hafen von Marseille, direkt im Stadtzentrum.
Von 11 Uhr bis 16 Uhr werde ich entlang der Blauen Küste (Côte Bleue) schippern. Im prickelnd kalten Mittelmeer baden. Den Blick in die Ferne schweifen und das sanfte Schaukeln genießen.
Das Schiff ist groß genug.
Alleinreisende, Pärchen, Familien und Freundinnen verteilen sich auf dem Schiff.
Wer mehr Abstand mag, sucht sich ein Plätzchen auf dem 25 Meter langen Katamaran.
Gefunden und gebucht habe ich meinen 5-stündigen Törn auf getyourguide.com
Mein Fazit zum Törn:
Am liebsten hätte ich eine Tour mit einem Segelschiff gemacht (ich liebe segeln). Allerdings finden diese erst ab Juli statt.
Die Google-Rezensionen des Kreuzfahrtanbieters sind so lala.
Ich habe es dennoch auf einen Versuch ankommen lassen. Als Verbesserung würde ich vorschlagen, dass der Kapitän die Sicherheitshinweise auf Englisch lernt. Passte vielleicht nicht zu seinem Image. Freundlich, aber speziell empfand ich ihn.
Die „Showeinlage“ am Ende der Tour mit aufpeitschenden Wellen empfand ich als nicht gelungen.
Hauptsächlich, weil mein Rucksack mit Kamera am Bug fest gebunden war und kurz vor Ende der Tour komplett nass war. Andere Gäste sahen nach der unfreiwilligen Dusche ziemlich betreten aus. Sie hatten kaum Chancen sich an Bord noch trocken zu sonnen und mussten nass den Hafen von Marseille betreten.
Die gesamte Crew war aufmerksam und freundlich.
Der Blick vom Wasser aus auf Marseille. In den Alten Hafen von Marseille einfahren. Am Chateau d’Ilf stets entlang der beeindruckenden Steilküste des Nationalparks Les Calanques fahren – das war jede Stunde wert. Und eine perfekte Ergänzung zu meiner Tageswanderung. Ein fantastischer Abschluss meines Südfrankreich Urlaubs.
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1 Kommentar
Barbara
11. April 2022 at 8:40Liebe Sonja, von Marseille war ich total fasziniert, aber die Calanques kenne ich noch nicht. Dein Beitrag macht mir große Lust darauf, sie mal zu erkunden. Vielleicht aber lieber ohne die Bootstour. 🙂
Liebe Grüße, Barbara