Die Insel Taquile ist das zweite Ziel meines Tagesausflugs auf dem Titicacasee. Nachdem ich eine schwimmende Insel der Uros besuchte, ging es mit dem Motorboot weiter hinaus auf den Titicacasee. Während der Bootsfahrt sitze ich auf dem Oberdeck und bin beeindruckt vom Wolkenspiel über einem der meist besuchten Orte in Peru. Meine Eindrücke der Insel Taquile halte ich in diesem Beitrag fest.
Wanderung auf fast 4.000 Meter Höhe
Die Insel Taquile liegt südlich der Halbinsel Capachica und der Insel Amantani. Am nördlichen Ufer der etwa 6 km langen und 1,6 km breiten Insel landen wir, steigen aus dem Boot und beginnen unsere Wanderung auf einem steinernen Pfad, der sich steil nach oben schraubt.
Wir tun uns alle gleich schwer mit dem Aufstieg, lediglich unser Guide grinst und versucht uns zu animieren. Ausgestattet mit Rucksäcken, Kameras und Wanderschuhen geht es nur gemächlich vorwärts. Jeder spürt die Höhe und legt entsprechende Pausen ein. Doch das ist nicht weiter schlimm, denn schließlich ist der Blick über den majestätischen Titicacasee atemberaubend.
Der Weg wird gesäumt von Terrassen-Feldern auf denen Kartoffeln und Quinoa angebaut wird. Oberhalb liegen einfache Wohnhäuser aus Lehm und immer mal wieder kommen uns schnellen Fußes Bewohner der Insel entgegen oder überholen uns in ihren einfachen Ledersandalen.
Strickende Männer auf der Insel Taquile
In der Inselmitte befindet sich der Hauptplatz und das Gemeindezentrum, in dem Textilien und Strickwaren zum Verkauf angeboten werden. Die Insel ist bekannt für ihre Textilkunst. Besonders bekannt sind die strickenden Männer von Taquile. An fast jeder Ecke sind Männer und stricken oder gehen strickend durch die Gassen.
Der Verkauf der Strickwaren und die Einnahmen aus dem Besuch durch die Touristen ermöglichen den Taquileños ein gutes Einkommen und eventuelle Ernteausfälle auszugleichen. Doch die Quechua sprechenden Bewohnern konnten sich so auch eine gewisse Unabhängigkeit und das Überleben auf der Insel sichern. Viele ländliche Regionen am Titicacasee sind verwaist. Wenn die Wirtschaft nichts mehr abwirft oder die Überlebensmöglichkeiten so niedrig sind, zieht es vor allem junge Peruaner in die Städte nach Puno oder La Paz.
Genossenschaftliches Leben auf der Insel Taquile
Damit es zu keinen Streitereien oder Wettbewerben unter den Bewohnern kommt, regelt die Genossenschaft das Inselleben und verteilt die Besucher in einem rotierenden Verfahren auf die jeweiligen Gasthäuser.
Bei einem Tagesausflug ist das Mittagessen inklusive. Wir nehmen auf der Terrasse eines Hauses Platz und erhalten ein einfaches, aber schmackhaftes Essen mit Quinoasuppe und Forelle. Zum Programm gehört auch die Vorführung traditioneller Musik und Tänze, bei denen wir Besucher aufgefordert werden mitzutanzen.
Nach dem Mittagessen geht es auf einem steilen Weg auf der Südseite der Insel hinab. Zum ersten Mal sehe ich hier bettelnde alte Menschen. Sie sehen gebrechlich und kraftlos aus. Mir wird mulmig und ich werde nachdenklich. Ob die Genossenschaft nur für jene sorgt, die ihre Arbeit erfüllen können? Ich weiß es nicht, denn dafür habe ich zu wenig Kontakt zu den Einheimischen gehabt oder konnte ihnen Fragen stellen. Der einzige Zugang zu den Taquileños ist unser Guide. Doch der ruft schon wieder: „Let’s go. Let’s go!“.
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