Blick auf Namur, Geheimtipp Belgien Wallonie

Wallonie – Geheimtipp in Belgiens Süden

14. Mai 2018

Warst Du schon in der Wallonie? Obwohl ich im Ruhrgebiet und der Großregion Saar-Lor-Lux lebte und in Trier studierte, entdeckte ich Belgien als Reiseziel spät. Seit meinen Ausflügen nach Brüssel, Brügge und ans Meer nach Oostende, stand für mich fest, dass ich die Provinzen Wallonie und Flandern erkunden muss. Darum folgte  ich der Einladung von Belgien-Tourismus Wallonie liebend gerne, denn sie ermöglicht mir die französischsprachige Provinz im Süden Belgiens zu erkunden. Auf meinem Reiseprogramm steht Namur, die zauberhafte Stadt an den Flüssen Maas und Sambre. Außerdem eine Kutschfahrt durch die idyllischen Ardennen, Begegnungen mit liebenswerten Wallonen und genussreiche Momente mit lokalen Produkten. Dies sind nur einige Highlights meiner Belgien Reise. Für Dich habe ich Reisetipps und Reiseideen für die Wallonie zusammengestellt. Meine Tipps kommen zwar ohne die belgischen Klassiker Comics, Waffeln, Pommes Frites und Schokolade aus, jedoch nicht ohne Skurilles.

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Belgien – ein dreigeteiltes Land im Herzen Europas

Namur, Wallonie erkunden

Im Vorfeld meiner Reise in die Wallonie suchte ich Reiselektüre, um mich auf meine Kurzreise vorzubereiten. Erstaunt stellte ich fest, dass die Reiselktüre im Speziellen zur Wallonie mager ausfällt.

Belgien-Reiseführer behandeln Brüssel, als Hauptstadt und Zentrum Europas sowie die Provinz Flandern an der niederländischen Grenzen mit den bekannten Städte Antwerpen, Brügge und Gent ausgiebig. Jedoch wird die französischsprachige Provinz Wallonie stiefmütterlich behandelt. Schade, denn die fünf Provinzen der Wallonie – Hennegau, Lüttich, Luxemburg, Namur und Wallonisch-Brabant  – stecken voller Überraschungen und sind definitiv einen Urlaub wert.

In der Wallonie erwarten Dich vielfältige Outdoor-Aktivitäten in landschaftlich reizvollen Tälern. Die französisch inspirierte Küche wird selbst den hohen Ansprüchen von Gourmands gerecht. Ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten, Schlösser, Zitadellen, Höhlen und unterirdische Geheimgänge versprechen vielfältige Reiseerlebnisse. Einzigartig in Mitteleuropa ist das Hochmoorgebiet Hohes Venn.

Quick-Info Belgien:

  • Belgien lässt sich in drei Landschaftsräume gliedern: Niederbelgien (Nordseeküste, Marsch und Geest), Mittelbelgien (Hügelland mit ertragreichen Böden) und Hochbelgien (Maas-Sambre-Tal mit Ardennen).
  • Die offiziellen Amtssprachen in Belgien sind Französisch, Niederländisch (Flämisch) und Deutsch.
  • Belgien ist eines der regenreichsten Länder Europas, allerdings herrscht dank des Golfstroms ein mildes Klima.
  • Belgien ist dicht besiedelt, außer in den Ardennen. Dort leben auf einem Quadratkilometer 50 Einwohner oder sogar weniger.
  • Flamen, Wallonen und Deutsche leben in Belgien eher nebeneinander statt miteinander und geografisch getrennt. Flamen im Norden des Landes, Wallonen im Süden und eine kleine deutsche Gruppe im Osten an der Grenze zu Aachen.
  • Belgien ist eine föderale parlamentarische Monarchie.
  • Die Industrialisierung verschaffte Belgien nach England einen immensen Wohlstand. Die Auswirkungen des Einbruchs der Kohle- und Stahlindustrie sind bis heute in der Wallonie spürbar.
  • Belgien ist bequem mit dem Auto und den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar und bietet eine Fülle an Urlaubsaktivitäten für Reise-Duos und die ganze Familie.
  • Ausführliches Hintergrundwissen zu Belgien und tolle Tourenvorschläge durch Belgien findest Du im aktuellen Reiseführer von Baedeker*.

Namur – Gourmet Hotspot, wallonische Gelassenheit und Kunst

Stadtbesichtigung Namur, Wallonie erleben

Ein idealer Startpunkt für Deine Reise durch die Wallonie ist die Hauptstadt der Region. Namur liegt eine Stunde Fahrtzeit von Brüssel entfernt im Südosten. Aus dem Rheinland, der Eifel und der Großregion Saar-Lor-Lux benötigst Du zwischen 2 und 3 Stunden, um Namur zu erreichen. Der Bahnhof von Namur liegt im Stadtzentrum. Du erreichst fußläufig, die pittoreske Altstadt.

Stadtrundgang durch die Altstadt von Namur

Die quirlige Valérie führt auf einem Stadtrundgang quer durch die Altstadt. Ja, Namur gefällt mir auf Anhieb. Die Stadt lädt zum Bummeln ein und hinter den Glasscheiben der unabhängigen Boutiquen entdecke ich allerhand schöne Dinge. Sogar einige Street Art-Werke entdecke ich. In die verwinkelten Gassen, die dunklen Backsteinhäuser, die auch aus dem Mittelalter stammen könnten, vergucke ich mich sofort.

Sitzplätze unter Schatten spendenden Bäumen, kleine Cafés und Pubs laden zum Verweilen ein. Hier lohnt sich eine Pause, die die Namurois, darunter viele Studenten ebenfalls nutzen.

Belgier sind bekannt für ihren Humor. In Namur nimmt man vieles mit einem Augenzwinkern hin. Brüsseler sagen den Namurois eine gewisse Langsamkeit nach und bezeichnen sie als Caracole (Schnecke). Auf dem Place d’Armes wird dieses Vorurteil humorvoll mit den Bronzefiguren Djoseph und Francwès und den Petit-Gris am Halsband dargestellt. Nur so laufen den drolligen Folklorefiguren die Delikatessen der Region nicht weg. Clever, oder?

Am besten unternimmst Du einen Spaziergang entlang der Flüsse Sambre und Maas und genießt den Sonnenuntergang auf der Zitadelle mit Blick auf die Dächer der Stadt. Bring Dir ein Getränk, zum Beispiel ein Blanche de Namur, oder gleich ein ganzes Picknick mit. Schöner kann man einen Tag in Namur nicht beenden bzw. in die Nacht starten.

Sehenswürdigkeiten in Namur

Sehenswertes in Namur, Wallonie Belgien

Place d’Armes

Hauptplatz mit der ehemaligen Börse und dem Turm Saint-Jaques.

Sehenswerte Museen in Namur

  • TreM.a: Museum mit Klosterschatz von Oignies, Kunsthandwerk aus Mittelalter und Renaissance und Gemälden u. a. von Henri Blès
  • Musée de Groesbeeck de Croix
  • Musée Felicien Rops

Zitadelle von Namur

Eine beeindruckende Festung, die in den letzten Jahren aufwendig restauriert wurde.

Das moderne Besucherzentrum Terra Nova behandelt 2000 Jahre Menschheitsgeschichte. Unter Tage erwarten Dich spannende, mediale Rundgänge, die Dich durch das weit verzweigte System der Festung und die Historie führt.

Laien und Kenner militärischer Architektur werden gleichermaßen von der gewaltigen Zitadelle beeindruckt sein. Sie erstreckt sich über mehrere Hektar und thront oberhalb der Mündung von der Sambre in die Maas.

Über Tage erwartet Doch ein fantastischer Panoramablick. Diesen kannst Du während einer Fahrt mit der Bimmelbahn (Touristenbahn) bequem genießen. Die Fahrt ist kommentiert.

Zitadelle von Namur – Eintritt: 13 Euro pro Erwachsener mit dem „Citadelle Pass“. Infos auf: citadelle.namur.be

Wie kommst Du rauf auf die Zitadelle? Der Anstieg zu Fuß ist machbar, wenn Du gut zu Fuß bist. Es geht stetig bergauf. Mit dem Auto oder Reisebus ist die Zitadelle erreichbar, im Sommer wird es sicherlich voll. Ein Pendelbus („Die Citad’In“) bringt Fußgänger vom Fuße der Zitadelle (Spirale du Temps) zum Eingang.

Parfümmanufaktur Guy Delforge (an der Zitadelle)

Hier erfährst Du, wie Parfüm hergestellt wird. Leider bei meinem Besuch geschlossen, hole ich beim nächsten Mal auf jeden Fall nach.

Meine Tipps für Namur:

Made in Namur

Im Besucherzentrum Terra Nova kannst Du typische Produkte aus der Region probieren und als Souvenir erwerben (oder für den Eigenverzehr).

Mittelalterfestival auf der Zitadelle in Namur

Schausteller und Künstler aus Belgien, Frankreich, Deutschland und Portugal hauchen der Festung für ein Wochenende Leben ein. Erstes Juli-Wochenende (07.-08. Juli 2018).

Zwei Flüsse – eine Stadt: Durch Namur fließen die Sambre und die Maas – perfekt um ein paar Stunden am Wasser zu verbringen. Charlie’s Capitainerie bietet Wasseraktivitäten wie Stand Up Paddle, Paddle, Polo, Paddle Yoga und natürlich Boote zu ausleihen an. lacapitainerie.be

Eine Resto-Bar auf dem Wasser? Ja, auch das gibt es in Namur, direkt am Fuße der Zitadelle – La Cuisine du Belrive: lacuisinedubelrive.be

CAP Estival im Sommer

Von Juni bis September mit Strandbar, Animationen und Konzerten.

Fahrt mit der Herz-Rikscha

Wenn Du Namur ungewöhnlich erleben möchtest, unternimm eine kommentierte Rundfahrt mit der Rikscha. Es werden 3 Touren angeboten: „Geschichten der Altstadt“, „Zwischen Sambre und Maas“ sowie „Erdbeeren & Maasinseln“. Die letzte Tour führt bis ins Dorf Wépion, das berühmt ist für seine schmackhaften roten Erdbeeren. Ein Mini-Erdbeermuseum gibt es dort ebenfalls. In Belgien gibt es für fast alles ein Museum, weiter unten mehr dazu.

Namur by Bike

Am Bahnhof werden Fahrräder und E-Bikes zum Verleih angeboten.

Essen | Trinken, Übernachten & Shoppen in Namur

Essen und Trinken in Namur, Belgien

Restaurant Grill des Tanneurs – mit angeschlossenem Hotel: tanneurs.com

Jetzt Übernachtung buchen*

Im Schloss übernachten

Ungewöhnlich übernachten kannst Du im 4-Sterne Hotel Château de Namur – 2017 frisch renoviert mit prominenter Lage auf dem Zitadellenhügel. Die Zimmer sind im Neo-Barock dekoriert und können je nach Stimmung beleuchtet werden: chateaudenamur.com

Jetzt Verfügbarkeit prüfen*

Auf dieser Reise war leider keine Zeit zum Shoppen, doch ich habe einige hübsche Boutiquen entdeckt. MAMA IS COOL ist ein Damenmodegeschäft, das ich auf Instagram entdeckte und das nächste Mal besuchen werden: mamaiscool.com

Weitere Shopping-Tipps gibt’s in der Touristenbroschüre von Visit Namur.

Tipp: In Belgien legt man ähnlich, wie in Frankreich sehr viel Wert auf Essen und nimmt sich Zeit dafür. Zum Mittagessen wird häufig erwartet, dass Restaurantbesucher mindestens zwei, besser drei Gänge bestellen.

Dinner in the Sky

Zum ersten Mal darf ich das mobile Eventkonzept Dinner in the Sky testen. Ein tolles Erlebnis mit grandiosem Blick auf Namur und bis zum Horizont. Orte, Infos und Buchungen auf: dinnerinthesky.be

Ardennen – mit 3 PS genussvoll durch die grüne Lunge Belgiens

Slow Food in den Ardennen, Wallonie Belgien

Ich liebe Städte – doch ich benötige meine regelmäßige Dosis Natur. Darum habe ich mich unglaublich auf einen Ausflug in die belgischen Ardennen gefreut.

Laub- und Tannenwälder, sanfte Hügel und Stromschnellen erwarteten mich im Südosten Belgiens. Obwohl es in meinen Zehenspitzen kribbelt und ich umgehend losstiefeln möchte, muss ich mich zügeln. Denn ich bin nicht gekommen, um mich an diesem sonnigen Tag zu Fuß durch die Ardennen zu bewegen.

Vor der Kirche in Porcheresse stehen Ivan und Hagen bereit. Zwei stramme Burschen mit blonder Mähne, der eine mit einem schelmischen Blick. Ganz nach meinem Geschmack, die beiden! Die wallonischen Kaltblüter sind die wichtigsten Akteure beim Chariot à Fondue: einer Gourmet-Planwagenfahrt mit Fondue.

Den Auftakt der kleinen Gourmet-Reise machen Mises en Bouches. Die kleinen Häppchen sollen den Appetit anregen und bestehen aus einer Ziegenkäse-Panacotta mit Tomaten-Chutney, einem Erbsensüppchen und einer deftigen Wurst. Alles lokale Produkte. Anschließend wird dem wahlweise Fleisch- oder Käsefondue Feuer unter dem Kessel gemacht. Sündhaft lecker!

Die Dekoration, die Zusammenstellung des Menüs und die Getränkeauswahl, darunter wahlweise Weine, Biere und diverse Wässerchen bilden ein rundes Gesamtkonzept. Die Familie von Joeffrey und Laetitia sind ein eingespieltes Team und professionell.

Neben Ivan und Hagen, gehören Estelle, Queen und eine weitere Stute zum Team Chariot à Fondue. Die Fahrt mit 3 PS durch Dörfer und Wälder bedeutet Entschleunigung pur. In illustrer Gesellschaft oder mit der ganzen Familie kannst Du unvergessliche Stunden in einer der schönsten Regionen Belgiens verbringen.

Bei mir kommt der Wunsch auf, etwas länger zu bleiben. Die gemütliche Stimmung, das ökotouristische Konzept und der süffige Pékèt sind definitiv eine weitere Reise in die Ardennen wert.

Infos zur genussvollen Planwagenfahrt durch die belgischen Ardennen:

Die Planwagenfahrt ist als Frühstück (8 Uhr bis 9.30 Uhr, 25 Euro pro Person), Brunch (50 Euro pro Erwachsener, 25 Euro pro Kind), Mittag-/Abendessen (Käsefondue 50 Euro pro Erwachsener, 25 Euro pro Kind, verschiedene Fleischfondues ab 60 Euro pro Erwachsener) und als Tea-Time (35 Euro pro Person) mit einem Schokoladen-Fondue (!) buchbar.

Hier findest Du alle Infos zu Ardennen Trait Gourmande – Le Chariot à Fondue (auf Französisch): chariotafondue.com

Zwei Wallonen und ihre Sammelleidenschaft

SammlerInnen in der Wallonie

Madame Dardenne und Monsieur Monopoli teilen eine Leidenschaft: das Sammeln. Damit hat es Madame sogar ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft. Eine kleine Sensation in der beschaulichen Wallonie.

Madame Dardennes Blechdosen aus der ganzen Welt

Yvette Dardenne lebt in Grand-Hallet auf einem riesigen Anwesen. Viel Platz hat die 80-jährige Dame, der man ihr fortgeschrittenes Alter nicht ansieht. Auf der parkähnlichen Anlage befinden sich neben ihrem Wohnhaus, eine kleine Kapelle, ein Bistro, mehrere Tiergehege in denen sie Eulen, Pfauen, Hühner und ein australisches Wallaby hält, sowie eine ehemalige Mühle aus dem 13. Jahrhundert.

Viel Platz, um ihrer Leidenschaft zu frönen. Und die gehört dem Sammeln von Blechdosen. Mittlerweile hütet Madame 60.000 lithografierte Blechdosen aus der ganzen Welt und allen Jahrhunderten. Die weltweit größte Sammlung dieser Art.

Von außen erahne ich nicht, was mich im Inneren der Gebäude erwartet. Die Räume sind bis unters Dach und über mehrere Etagen vollgestellt mit Blechdosen. Eine Reizüberflutung der besonderen Art. Ich fühle mich, wie ein Elefant im Porzellanladen. Die Blechdosen sind übereinander gestapelt und melden sich leise zu Wort, wenn ich über alten Holzbohlen schreite. Meine Kameratasche bleibt besser im Wagen, ich möchte keinen Dominoeffekt auslösen und halte Abstand zu den thematisch sortierten Dosen.

Eine Freundin von Madame Dardenne führt durch die Sammlung. Erst bei näherem Hinsehen erkenne ich politische Stimmungen und wirtschaftliche Ereignisse. Zwischen Kaffee-, Kakao-, Tee-, Gebäck,- Gewürz- und Tabakdosen, bin ich vor allem von der künstlerischen Gestaltung fasziniert. Die Dosen mit Motiven aus tausendundeiner Nacht ziehen mich magisch an.

Für einen Moment komme ich der jungen Yvette ganz nah. Die Faszination für eine hübsche Dose, in der Dinge Platz finden, denen man einen unschätzbaren Wert zuschreibt. Als Kind besaß ich ebenfalls Blechdosen. Darin bewahrte ich getrocknete Blätter und Hölzer aus dem Wald, Muscheln vom Urlaub an der Nordsee oder Murmeln auf. Heute bewahre ich in einer Dose mit Tulpen meine Ölfarben und Pinsel auf.

Infos zum Museum von Yvette Dardenne:

  • Das Museum kann im Rahmen einer Führung nach Vereinbarung besichtigt werden. Eintritt Erwachsene: 6 Euro; in der Gruppe (max. 15-20 Personen): max. 5 Euro pro Person. Französischkenntnisse sind hilfreich. Das Museum ist am besten mit dem Auto erreichbar.
  • Moulin de Grand-Hallet, Rue de Condroz in Grand-Hallet. Kontaktaufnahme über Belgien-Tourismus Wallonie.

Monsieur Monopolis Musik- und Spielautomaten

In Dorf Barsy-Flostoy in der Nähe von Ciney begrüßt Renato Monopoli seine Besucher und führt durch seine Schatzkammer. In einer ehemaligen Scheune haben neben einer Pfeifensammlung und beeindruckenden Modellschiffen, mechanische Automaten ihr Zuhause gefunden. Zur Sammlung gehören Musikautomaten aus dem 19. Jahrhundert, selbstmusizierende Klaviere, tanzende Puppen und seifenblasende Stofftiere. Das älteste Modell stammt aus dem Jahr 1850, das jüngste aus dem Jahr 1950.

Obwohl mir Renato Monopoli sympathisch ist und ich seinen Erzählungen gerne lausche, muss ich nach einer Weile den Raum verlassen. Mir erscheint dies unhöflich. Die vielen Puppenaugen, die teilweise beängstigend und leblos auf mich blicken, lösen in mir Unbehagen aus.

Also schaue mir die weitere Sammlung oben in der Scheune an. Dort entdecke ich wunderschöne Modell-Segelschiffe. Leider ist der Platz in meiner Hamburger Wohnung begrenzt, sonst würde ich sicherlich Segelschiffe sammeln.

Zwar mildert die Betrachtung der Schiffe mein Unbehagen kurzzeitig. Doch als ich die Holztreppe hinabsteige, steigt dieses beklemmende Gefühl wieder in mir hoch. Das leckere Eisfrappee lenkt mich ab, während Monsieur Monopoli, sämtliche Automaten und Puppen blinken und tanzen lässt. Eine Komposition, die man mögen muss. Ich hätte einfach in jungen Jahren die Filme ES und Chucky nicht heimlich schauen sollen.

Informationen zum Museum Monopoli:

  • Das Museum ist vom 1 April bis 31 Oktober geöffnet und kann nach Vereinbarung besichtigt werden. Eintritt: Gratis (auf Spendenbasis). Französisch- oder Niederländischkenntnisse sind hilfreich. Das Museum ist am besten mit dem Auto erreichbar. Infos gibt es hier: musee-monopoli.be

Crupet – der Teufel wohnt in einem der schönsten wallonischen Dörfer

Dörfer entdecken, Wallonie Belgien

Idyllisch liegt das wallonische Dorf Crupet in der Region Condroz im Nordwesten der Ardennen. Am gleichnamigen Fluss befindet sich die Hauptattraktion – eine Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert, die 2016 bis 2017 renoviert wurde. Die umliegenden Wälder und sanften Hügel laden zum Wandern ein und das beschauliche Dorf oberhalb des Flusses Crupet versprüht einen besonderen Charme.

Crupet zählt zu den schönsten wallonischen Dörfern („Les Plus Beaux Villages de Wallonie“) und hält eine kitschige Attraktion bereit: die künstliche Antonius-von-Padua-Grotte. Ich musste unweigerlich schmunzeln, als ich vor der 15 Meter hohen Grotte stehe und der Entstehungsgeschichte lausche. Auf Wunsch der Pfarrei begann der Bau der Grotte im Jahr 1900.

Ohne die Dorfbewohner war dieses Vorhaben nicht umsetzbar. 300 Tonnen Stein wurde aus den umliegenden Wäldern für den Bau mit Schubkarren transportiert und mit 30 Tonnen Zement zu einer eigenwilligen Grotte zusammengefügt. Der Bau dauerte drei Jahre und zeigt Szenen aus dem Leben des Heiligen Antonius von Padua. Verschiedene Figuren aus Gips und Gusseisen schmücken die Grotte. Imposant ist die 703 Kilogramm schwere Figur des Teufels mit Hörnern und Flügeln an der Rückseite der Grotte.

Der Bau war eine gute Maßnahme des Pastors, die Bewohner zu züchtigen. Um die Moral seiner Bautruppe aufrecht zu halten, sponserte der Pfarrer jede Woche ein Fass Pékèt. Einen äußerst schmackhaften wallonischen Schnaps.

Informationen zur Grotte in Crupet:

Direkt neben der Grotte liegt das Tourismusbüro von Assesse. Dort erhälst Du Informationsmaterial zur Grotte und Wandervorschläge für die Region. Auf Deutsch erhältlich: z. B. Wandern in Assesse, Florée oder Sart-Barnard. Strecke: jeweils 4 Kilometer oder ein 10 Kilometer langer Spaziergang um Crupet herum. Führungen durch Crupet sind nach Vereinbarung möglich.

Infos gibt’s auf: assesse.be

Weitere Tipps für die Wallonie

Für die ganze Familie: Adventure Valley in Durbuy – Kajak, Biking, Escape Room und Kletterpark.
Übernachtung direkt am Park in Glamping-Zelten oder in Durbuy.

Besuch der Zitadelle von Dinant, Fahrt mit der Seilbahn und Schiffsfahrt auf der Maas. Im Sommer findet übrigens das Festival de l’Été Mosan statt. Dann wird im Maastal in ausgewählten Abteien, Schlössern und Kirchen klassische Musik gespielt: etemonsan.be

Alle 4 Jahre im November findet zudem der Concours International Adolphe Sax statt. Wusstest Du, dass das Saxophon in Belgien erfunden wurde? Infos auf: adolphesax.com

Fotosafari in Charleroi mit Nicolas Buissart, Ausflüge nach Mons, Tournai und Lüttich

Radfahren auf der Vennbahn, einer alten Bahntrasse. Insgesamt 125 Kilometer fast ohne Steigungen.

Warst Du schon in der Wallonie? Wie hat es Dir gefallen? Verrate es mir in den Kommentaren!

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