Von der Berufswanderin zur Gehbehinderten – das hätte ich mir so nicht ausdenken können. Aber Fakt ist, dass ich seit August 2024 nach einem unglücklichen Unfall nur noch eingeschränkt gehen kann und Hamburg barrierefrei erkunde. Medizinischen Hilfsmitteln sei Dank, kann ich überhaupt erst wieder kleinere Unternehmungen machen und dem Krankenhaus zunehmend den Rücken kehren. Dabei sehe ich mein Zuhause Hamburg mit neuen Augen und ja, stehe auch vor ganz neuen Herausforderungen. In diesem Beitrag erfährst Du, wie Du und/oder Deine Begleitung die Hansestadt Hamburg barrierefrei erkunden und, welche Sehenswürdigkeiten ihr besuchen könnt.
[Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung und persönliche Tipps.]
Hamburg barrierefrei – persönliche Tipps
Ab ins Museum – Besuch der Sonderausstellung Lost Places (bis 27. April 2025) in Harburg
Meinen ersten richtigen Ausflug verdanke ich einer Freundin, die mich im Auto samt Rollstuhl zum Archäologischen Museum am Museumsplatz in Harburg chaufiert. Wir schauen uns im Dezember gemeinsam die Sonderausstellung „Lost Places – Archäologie der Gegenwart“ an. Großformatige Fotos, Videos und Fragen, was von unserer aktuellen Zeit bleibt und wie UrbanExplorer mit verlassenen Spots umgehen, beschäftigen die Ausstellung, die in Kooperation mit der Hamburger Morgenpost entstand.
Der Zugang zu Museum und Theater ist barrierefrei durch das Café möglich. Für Rollstuhlfahrer:innen ist Platz genug. Allerdings gibt es eine Steigung im Ausstellungsraum, die ich dank meiner schiebenden Freundin meistern kann. Geübte schaffen den Anstieg vielleicht auch ohne Hilfe.
Zur Ausstellung: Lost Places im Archäologischen Museum Harburg
Weitere barrierefreie Museen in Hamburg (eine Auswahl):
Altonaer Museum, Automuseum Prototyp, Bucerius Kunstforum, Chocoversum, Deichtorhallen, Miniatur Wunderland, Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK), Museum der Arbeit, Museum für Hamburgische Geschichte, Museumshafen Övelgönne (Achtung: Bei Niedrigwasser ist der Anstieg vom Fähranleger hinauf durch eine > 6 prozentige Steigung erschwert.
Mein Buch: Hamburg & Umgebung – Dein Insidertrip
An den Landungsbrücken raus und Elbluft schnuppern
Sitzt man erst einmal in den Öffentlichen Verkehrsmitteln scheint alles möglich. Zumindest fühlt es sich so mit Rollstuhl, Rollator und Vacoped/Aircast-Walker an. Um zu S- und U-Bahn zu gelangen sind wir allerdings so manchen Umweg gelaufen. Mein Wunscherfüller schiebt geduldig jede Extrameile und da ich bereits ein paar Treppen gehen kann, klemmt er sich kurzerhand den Rollstuhl unter den Arm und trägt ihn die Stufen hinab zu den Landungsbrücken.
Ehrlich gesagt: An der Haltestelle Landungsbrücken kann ich nur mit dem Kopf schütteln, da Aufzüge defekt und Rolltreppen im Umbau sind.
Irgendwie schaffen wir es endlich auf die Elbfähre 62. Ich habe mir eine Mini-Kreuzfahrt gen Finkenwerder gewünscht und möchte mal wieder den Hafen sehen. So wie früher! Mit Begleitung ist auch der steile Abstieg hinab zum Fähranleger und hinauf auf das schwimmende Verkehrsmittel kein Problem.
Auch alleine schaffe ich es mit meinem gehbaren Gipsbein bei einer weiteren Fährfahrt aufs Schiff und ergattere im unteren Deck einen Sitzplatz. Was mir jedoch schwerfällt? Mein Schneckentempo und meine krumme Haltung frustrieren mich zunehmend. Aber ich mache kleine Schritte vorwärts und darauf kommt es nach so vielen Monaten im Krankenhausbett momentan an.
Außerdem schätze ich zunehmend das Busfahren in Hamburg. Zuvor ein Graus, erkenne ich nun, wie praktisch die senkbaren Busse sind und wie zuvorkommend Busfahrer:innen Menschen im Rollstuhl das Ein- und Aussteigen an ihren Wunschhaltestellen ermöglichen.
Link-Tipp ÖPNV: hvv – barrierefrei unterwegs
Aussichtsplattform Plaza der Elbphilharmonie – ein Must-see
Den 360°-Blick von der Plaza des Konzerthauses Elbphilharmonie solltest Du Dir nicht entgehen lassen. Die Plaza ist auch ohne Konzertticket zugänglich und ist in den letzten Jahren zu einem meiner Lieblingsorte geworden. Die Sonnenuntergänge von dort oben sind besonders schön und die Aussicht auf Elbe, Hafen, Landungsbrücken und HafenCity einmalig.
„The Tube“, die längste gebogene Rolltreppe der Welt ist schon eine Fahrt wert. Allerdings beginnt sie als Stufen-Rolltreppe. Rollstuhlfahrer:innen gelangen am Haupteingang an der rechten Seite zu den Aufzügen.
Erholungspause am Wasser – Außenalster, Binnenalster und Außenmühlenteich
Breite Wege zum Flanieren und Bänke zum Pausieren. Dazu einige der schönsten Fotospots. Die Außenalster mit ihren Segelbooten, die Binnenalster mit ihrem Italien-Flair und mein persönlicher Geheimtipp, der Außenmühlenteich im Harburger Stadtpark mit seiner vielfältigen Vogelwelt.
Ein Ausflug zum Außenmühlenteich lohnt sich vor allem, wenn Dir die Binnenalster zu städtisch und voll ist und eine Runde um die Außenalster mit knapp 7,4 km zu lang ist. Zum Außenmühlenteich kommst Du bequem mit der S-Bahn bis Harburg Rathaus und dann mit dem Bus 146 Richtung Midsommerland.
Hamburg barrierefrei – weitere Tipps und Sehenswürdigkeiten
Dieser Artikel stellt aktuell nur eine kleine Auswahl an Tipps vor, doch soll in Zukunft immer wieder ergänzt werden. Schau Dir unbedingt auch diese Blogartikel an, vielleicht ist ja etwas Passendes für Dich dabei?
With a little help from my friends ging es noch zu Kaffee und Kuchen auf den Ponton Entenwerder1 (frische Waffeln mit Kompott und Sahne) und zu Mekhan (das Pistazien-Trilece ist zum Niederknien).
Hinterlasse mir auch gerne einen Kommentar, wenn Du Hamburg schon barrierefrei erkundet hast und schildere mir gerne Deine Eindrücke.
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